Das Travenreich

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Geographische Lage

Zwischen den Nebelbergen im Westen und den freien Steppen erstreckt sich das Fürstentum der Traven, auch Travenreich genannt. Im Süden grenzt es an das west-erédische Königreich mit dem es im Bündnis steht. Nördlich des Travenreiches siedeln die Seetraven in eigenen Gauen. Östlich des Reiches erstreckt sich die nördliche Steppe, in der noch immer freie Travenstämme mit ihren Herden umherziehen. Zum Teil werden die Steppen auch von Angehörigen des Reiches, vor allem Kiwwetrieber und Westmuronen, durchzogen. Mit den dort vereinzelt umherziehenden Tegelingersippen währt schon lange Frieden. Auch der Stamm der Videlinger, nördlich von Lawegon ansässig, ist meist im Frieden mit dem Reich, doch gelegentlich kommt es zu Überfällen durch beide Seiten, nicht zuletzt da viele Traven im Osten des Reiches seit Jahren mit den Videlingern in Fehde liegen, die durch stete Blutrache am Leben erhalten wird. Mit dem Stamm der Ostmuronen, welcher die Steppen westlich der Wisera durchzieht, ist das Fürstentum schon lange zerstritten, nicht zuletzt auf Grund des alten Zwistes der West- und Ostmuronen. Ewige Feindschaft herrscht allerdings zwischen dem Travenreich und den zumeist orkischen Völkerschaften der Wilden Lande.

Herrschaft und Gesellschaft

Das Travenreich wird von einem gewählten Fürsten regiert. Die Aufgabe des Fürsten besteht jedoch in Friedenszeiten lediglich darin, das Reich nach außen hin zu vertreten. In Kriegszeiten führt der Fürst den Heerbann der vereinten Traven. Daher leitet er auch die Heeresversammlung, das so genannte Thing. Der Fürst wird meist auf Lebenszeit von den Häuptlingen der Stämme gewählt. Derzeitiger Fürst ist Björndal vom Stamm der Förstinger. Dem Fürsten zur Seite stehen Hausmeier Olaf Isenwulf und Marschall Chlothar von den grauen Feldern. Ferner umgibt sich der Fürst meist noch mit einer unbestimmten Zahl von Schamanen, die, aus Vogelflug und Eingeweiden lesend, den Fürst beraten. Bei den sesshaften Traven sprechen die Dorfhäuptlinge, die von den Bewohnern gewählt werden, Recht. Bei den noch umherziehen Sippen gibt es meistens kein anderes Recht als das Faustrecht und die Blutrache. Lediglich schwerste Fälle von Hochverrat und Götterfrevel werden vom Fürsten selbst gerichtet. Hinzu kommt, dass der Fürst zwischen vielen Stämmen innerhalb des Travenreiches vermittelt, denn diese führen nicht selten Krieg gegeneinander, obwohl dies verboten ist.

Fast alle Traven entstammen dem Stand der Freien. Auch viele Häuptlinge sind eigentlich gemeinfrei. Allerdings gibt es auch wenige adelige Sippen, die ihre Stammbäume bis zu den Göttern zurückführen. Das edelste Haus des Reiches sind die Förstinger, die sich Abkömmlinge Tioris nennen. Im Travenreich ist die Sklaverei erlaubt. Allerdings gibt es nahezu keinen Sklavenhandel, denn die meisten Sklaven werden in Raubzügen gefangen.

Sitten und Gebräuche

Die Traven sind im Allgemeinen sehr götterfürchtig und halten viel auf die guten Sitten. Allerdings verfallen sie in jähen Zorn, sobald es um ihre Ehre geht, oder die von Sippe und Stamm. Im Travenreich gehört es zum guten Ton eine Waffe mit sich zu führen. Wer unbewaffnet das Haus oder die Jurte verlässt, gilt als Schwächling.

Die Traven bleiben gern unter sich. Drakkmannen erkennen sie als ihnen ebenbürtig an, obwohl die Traven sie meist für verweichlicht halten. Dies gleicht sich jedoch aus, halten die Drakkmannen in den Traven in der Regel für rückständige Barbaren. Alisier und andere exotischere Völker sind ihnen fremd und unheimlich. Als recht und billig gilt es bei ihnen jeden Ork oder anderen Unhold zu erschlagen. Elben hingegen sind recht hoch angesehen, aber viele fürchten sich auch vor ihrer Zauberkunst. Gleichsam sind die meisten Zwerge bei den Traven als kunstreiche Helfer sehr beliebt. Kaum ein Trave kann lesen und schreiben, weshalb auch die meisten Gelehrten kultivierter Länder kein hohes Ansehen genießen und nicht selten mit Hexern gleichgesetzt werden.

Die Religion der Traven ist der der Drakkmannen recht ähnlich. Im Grunde verehren auch sie das Drakkmannische Pantheon. Zu den wenigen Unterschieden gehört, dass sie Leann als Gemahlin Tioris verehren, da Ilva im Norden vollkommen unbekannt ist. Auch Aedari ist bei allen Stämmen außer den Kahlemannen bedeutungslos, was auch verständlich ist, da das Reich der Traven fern ab des Anders liegt. Stattdessen verehren sie örtliche Quellgeister oder den Meeresgott Njylagodr.

Nicht wenige nennen Vigar noch beim alten Namen Wigagodr, und wie im Norden Erédias verehrt man Milux unter dem Namen Dyonn. Neben den Göttern haben Hausgeister, Kobolde und der gleichen hohe Bedeutung. Im Travenreich gibt es keinen Klerus im eigentlichen Sinne. Das Mönchstum ist vollkommen unbekannt. Nur wenige Priester vollziehen die Riten an den Heiligtümern, denn auch Tempel finden sich bei ihnen nicht. Stattdessen opfern die Traven an heiligen Bäumen, Steinen und Quellen. In Kriegszeiten werden fast immer Menschenopfer dargebracht. Großen Einfluss haben die Schamanen im Reich, denn sie beraten den Fürst und die Häuptlinge. Auch beim einfachen Volk sind sie mehr als nur angesehen. Die Schamanen sind die Weisen unter den Traven, sowohl Heiler als auch Zauberer und Priester. Ein travisches Sprichwort sagt, die Häuptlinge sagen, was man tun soll, die Schamanen, was man tun wird.

Wirtschaft

Im Travenreich selbst ist die Geldwirtschaft nicht üblich. Nur in Förstenwik wird häufiger erédisches Geld verwendet. In den Ausläufern der Nebelberge bauen die Isenserker Erz ab und verhütten es, doch sie können den Bedarf an Eisen nicht decken. Neben Wein, Tuche, Schmuck und Tand wird daher auch Eisen ins Travenreich eingeführt. Erédia und Fridislar beziehen vor allem Met, Felle und Bernstein aus dem Travenreich. Nahezu alle Traven sind in der Landwirtschaft tätig. Die meisten Stämme bevorzugen die Viehzucht; nur im Süden ist auch der Ackerbau üblich. Bei den Traven gilt es allerdings als ehrenvoller Güter mit dem Schwert zu erwerben als sie selbst zu erwirtschaften. Dies mag sowohl Folge als auch Ursache ihrer allgemeinen Rückständigkeit sein.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Travenreich wurde schon in der Zeit vor den ersten Drakkmannenkaisern von travischen Stämmen besiedelt. Allerdings ist heute vollkommen unklar, ob diese Stämme mit den heutigen Travenstämmen verwandt waren oder ob es sich vielmehr etwa um die Vorfahren der Erédier gehandelt hatte, die sich ja am Ander niederließen. Die meisten Stämme, die heute das Travenreich bilden, drangen wohl erst später von den Küsten nach Süden in die Steppen vor. Viele Jahrhunderte führten sie ein Wanderleben. Als die Drakkmannenkaiser im Zenit ihrer Macht standen, erwuchs Berfrieds Königreich der Muronen, welches allerdings nur von kurzer Dauer war. Ungefähr zu der Zeit als das Drakkmannenreich verfiel, kamen vermutlich die anderen Stämme in das Gebiet, wenn gleich auch die Kahlemannen behaupten schon am Anbeginn der Zeiten dort gelebt zu haben. Im großen Interregnum zwischen dem Tod des Kaisers Ludowig und der Krönung König Iandals I. blieben sie völlig unbehelligt.

Als jedoch das west-erédische Königreich immer mächtiger wurde, schlossen sich ihm einige Stämme an, denn dieses konnte ihnen vor den Überfällen der anderen Stämme Schutz bieten und bot ihnen auch fruchtbares Ackerland. Zuerst schworen die Tegelinger Erédia die Treue, was sie bald bereuen sollten. Diesem Beispiel taten es die Hasunger gleich und ließen sich in den Bärenbergen nieder. Als jedoch der Pfaffenkrieg Erédia erschütterte wurden die hohen Erwartungen der Travenstämme Lügen gestraft. Helmbrecht Einauge, der Fürst von Tegelingen, wurde im Kerker eingesperrt und die Fürsten der Hasunger verkamen zu feudalen Herzögen. Daher kamen nun die Isenserker und Erthrasonen von dem Gedanken ab, sich ebenfalls dem Königreich anzuschließen. Stattdessen gründeten sie einen Bund der Stämme, dem sich bald auch die Kahlemannen, Kiwwetrieber und Westmuronen anschlossen. Nach einer verheerenden Niederlage gegen diesen Stammesbund mussten auch die Rotharbarden klein beigeben. So entstand das Travenreich. Zum ersten Fürsten des Reiches wählten die Häuptlinge Bernwald Björnson vom Stamm der Erhtrasonen. Bernwald Björnson gründete Förstenwik und erhob seine Sippe über die anderen zum edlen Stamm der Förstinger. Alle bisher gewählten Fürsten entstammten dieser Sippe. Seit geraumer Zeit unterhält das Reich gute Beziehungen zum westlichen König von Erédia. Mit König Iandal III. schloss man sogar ein Bündnis.